Farage ist natürlich für die meisten Deutschen ein rotes Tuch. Er hat gute und weniger gute Seiten. Wie übrigens viele Politiker. Ich muss zugeben, dass ich bei manchen seiner Sticheleien im EU-Parlament schmunzeln musste.
In diesem Punkt legt er allerdings den Finger in die Wunde. Nämlich dem französischen Vorgehen bei der ganzen Geschichte rund um illegale Migration rund um dem Ärmelkanal. F und GB haben ja dieses spezielle Grenzabkommen, wo die Grenzkontrollen für den Übertritt nach von F nach GB bereits in Calais von britischen Behörden durchgeführt werden und umgekehrt. Darüber hinaus war der Ärmelkanal immer wieder ein Hotspot für illegale Migration. Momentan organisiert durch albanische Schmugglerbanden. Frankreich soll auf Wunsch der Briten Maßnahmen durchführen, um die illegale Migration zu stoppen und lässt sich dafür auch von den Briten Geld überweisen. 2015 wurde zum Beispiel ein Abkommen zwischen GB und F über ein neues "Control Center" zur stärkeren Bekämpfung illegaler Migration durchgeführt. Und auch jetzt bekommt Frankreich von Großbritannien mehr Geld, ich glaube ab jetzt sind es 72 Millionen jährlich und soll mehr Spezialkräfte einsetzen. Britische Polizisten sollen nun auch erstmalig in den Kontrollzentren eingesetzt werden. Allerdings soll Paris gegen gemeinsame Patroullien gestimmt haben.
Man kann das jetzt aus zwei Perspektiven sehen: Einerseits übernimmt Frankreich hier für die Briten in gewisser Weise die "Drecksarbeit" (wenn auch im Geiste des Grenzabkommens) und kann daher erwarten, eine spezielle Bezahlung zu bekommen.
Andererseits gibt das Frankreich natürlich auch eine gewisse Verhandlungsmacht, die es unmoralisch ausnutzen kann. Also das Erdogan-Abkommen im Kleinen. Wenn Frankreich mehr Geld will, wird es Gründe finden, warum es mehr Geld braucht um die Migranten an der Überfahrt zu hindern. Bis dahin wird manchmal einfach von französischer Seite angestrengt "weggesehen" oder auch mal die Migranten direkt an das Vereinigte Königreich weitergeleitet, um noch mehr Konzessionen von den Briten zu erpressen. Zumal Frankreich natürlich selber ein Interesse daran hat, illegale Migranten einfach weiterzuschicken.
Ohne Brexit könnte Großbritannien theoretisch noch auf das Dublin-Abkommen zurückgreifen und Migranten zurückschicken. Die britische Insellage macht es allerdings schwierig, Migranten zurückzuschicken. Großbritannien ist hier Opfer seiner Geographie. Und der Tatsache, dass F dann doch trotz Geldbeträgen nicht immer die Migranten zurückweist...
Der Punkt, der allerdings in Deutschland bestimmt nie erkannt wird, aber von Farage instinktiv verstanden wird, ist der: Wer Frankreich kennt, weiß wie gerne die Franzosen gegen die Briten sticheln. Man führt bis heute von französischer Seite einen kleinen Privatkrieg gegen die Tommies. Mich würde es nicht wundern, wenn die Franzosen nach einigen Monaten/Jahren den Deal platzen lassen und weitere Konzessionen von britischer Seite fordern.
"No matter what side of the argument you are on, you always find people on your side who you wish were on the other." - Jascha Heifetz